Aktuelles aus Neumarkt

'Hipster-Turnbeutel' im Bauerndruck

|   Region

BERATZHAUSEN. (obx) - Es gab Zeiten, da kamen Stoffe, Gardinen und Sofakissen noch nicht als Massenware aus dem Einrichtungshaus. In der Oberpfalz, rund eine halbe Autostunde östlich von Regensburg, hat eine Bauernfamilie bereits vor vierzig Jahren begonnen, an die längst vergangenen Zeiten anzuknüpfen und eine alte bayerische Handwerkskunst wiederzubeleben: den Handsiebdruck, der Stoffe in bunte Kunstwerke verwandelt. Viele Jahre betrieben die Schleyerbachs ihr Gewerbe als Zubrot zur Landwirtschaft.

 

Doch erst in den vergangenen Jahren passierte, worauf Gründer Fritz Schleyerbach und seine Tochter Friederike lange gehofft hatten: Immer mehr Menschen finden Gefallen an den Schürzen, Tüchern und Kissen vornehmlich aus Leinen, die nach alter Oberpfälzer Tradition bedruckt sind. Vier Mitarbeiter beschäftigt die kleine Manufaktur mittlerweile. In Handarbeit bearbeitet das Team pro Jahr mittlerweile 2.000 Meter Stoff. Zum Sortiment gehören heute sogar so ausgefallene Artikel wie 'Hipster-Turnbeutel'.

Die Erfolgsstory des Katharieder Bauernhanddrucks bei Beratzhausen (Landkreis Regensburg) beginnt Anfang der 1970-er Jahre. Damals suchte Georg Schleyerbach die typischen Vorhänge, die den Umbau seines Bauernhauses auch von innen vollenden sollten. Doch weder in Regensburg noch in Nürnberg oder München wurde er fündig. Kurzerhand druckten die Schleyerbachs ihre Vorhänge einfach selbst. Bekannte und Freunde waren begeistert: Sie wollten das auch haben. Und so entwickelte sich aus dem Hobby nach und nach ein echtes Geschäft. Vor 16 Jahren übernahm die Tochter des Gründers, Friederike Schleyerbach, die Leitung der kleinen Manufaktur.

 

Über die Jahre kamen immer mehr Muster und Stoffe hinzu, auch die Produktionsmenge hat sich erhöht. Nichts verändert hat sich hingegen an der ursprünglichen Herstellungstechnik. Noch immer bestehen die Stoffe ausschließlich aus Naturfasern wie Leinen oder Baumwolle und noch immer werden sie mit dem sogenannten Handsiebdruckverfahren bedruckt. Dafür legen die Mitarbeiter eigens angefertigte Holzschablonen auf den Stoff, bestreichen sie mit Farbe und arbeiten diese mittels einer Handrakel - einer Art Abstreichholz - in den Stoff ein. Besonders feinmaschiges Gewebe wie Siebleinen fordert viel Fingerspitzengefühl.

Wie viele Schablonen es mittlerweile gibt? Da muss Friederike Schleyerbach passen. 'Ich habe nicht mehr mitgezählt', sagt die 53-Jährige. 'Es sind einfach zu viele in sämtlichen Größen und Musterungen.' Auch Betriebsgründer Fritz Schleyerbach beteiligt sich mit seinen 90 Jahren noch immer an den Entwürfen neuer Designs. Aber auch die alten Muster sind gefragt. So war die allererste Vorlage, ein Sonnenblumendruck in vier Farben, eigentlich schon aus dem Sortiment genommen. Mittlerweile gehören die Sonnenblumen wieder zu den Verkaufsschlagern in Katharied.

 

Die vorhandene Vielfalt an Mustern und Größen zeigt laut Friederike Schleyerbach deutlich den Bonus des Handwerks. 'Zu uns kommen Kunden mit den Sondermaßen vom neuen Tisch und wollen den passenden Läufer dazu. Sowas können wir anders als ein Möbelhaus umsetzen', sagt die studierte Betriebswirtin. Was sie besonders freut: Auch junge Leute schätzen zunehmend die hohe Qualität und die individuellen Lösungen von Handgemachtem. 'Unsere bäuerlichen Muster auf Naturfasern passen außerdem perfekt zum aktuellen Vintage- und Nachhaltigkeitstrend', sagt die Inhaberin. Ihr Ziel: die Tradition des Handsiebdrucks weiter in die Zukunft tragen. Die Voraussetzungen könnten besser nicht sein: Ihre 22-jährige Tochter Veronika möchte später, gemäß der Familientradition, den kleinen Betrieb weiterführen. Mehr Informationen: www.schleyerbach-katharied.de

Zurück