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Vom Donut zum Krapfen

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REGENSBURG. Beim Werkstattgespräch zur Stadtentwicklung am Freitag in der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim diskutierten über 100 Vertreter aus Verwaltung, Politik und Wirtschaft über die Attraktivität der Innenstädte in der Region. Die Veranstaltung von IHK und Regierung der Oberpfalz fand bereits zum siebten Mal statt. Bürgermeister und kommunale Vertreter erhielten bei den Expertenvorträgen und der Vorstellung regionaler Best Practices Ideen für ihre Ortszentren.

 

Der Grund, warum viele Investoren lieber auf der grünen Wiese als in der Innenstadt investieren, sei die höhere Rendite, stellte Dr. Robert Leiner von der IQ-Projektgesellschaft klar. „Die Innenstadt muss wieder attraktivster Standort für Handel und Gewerbe werden“, so der Raumforscher aus München. Große Bedeutung misst er der Ansiedlung von Lebensmittelmärkten direkt oder im Umfeld des Ortszentrums bei. Die Kommunen müssten dafür große Entwicklungsflächen anbieten.

 

Architekt Roland Gruber aus Österreich bezeichnete die Stadtentwicklung der letzten Jahrzehnte als Donut-Prinzip: „Alle Nutzungsarten siedelten sich am Ortsrand an und was übrig blieb, war ein Loch im Zentrum.“ Die Lösung aus Konditorsicht: „Aus dem Donut wieder einen Krapfen mit attraktiver Füllung machen.“ Hier sollten die Kommunen ungewöhnliche „Geschmacksrichtungen“ wagen. Beispiel, die Stadt Haag in Niederösterreich: Dort ist am Marktplatz für drei Monate im Jahr eine mobile Holztribüne für Freilichtspiele installiert. Das lockte Gastronomen und mehr Leben in den Ortskern. Das Tiroler Bergdorf Fließ wiederum hat im Zentrum ein modernes Funktionsgebäude mit Verwaltung, Lebensmittelgeschäft und Wohnungen gebaut. Wolfgang Wild, erster Bürgermeister der Gemeinde Berngau, motivierte seine Amtskollegen in der Region, dass solche Ideen auch in der Oberpfalz umsetzbar seien, aber nur, „wenn man bei der Ortsentwicklung die gesamte Kommune mitnimmt.“

 

Leben in die Innenstädte

 

Wie sie den Leerstand im Zentrum nach und nach beseitigten, führten Bürgermeister Herbert Hofauer und Hannelore Wendt von der Oberbayerischen Stadt Altötting den Teilnehmern des Werkstattgesprächs vor. Von Bedeutung waren dort die Sanierung der Bahnhofsstraße und die Errichtung eines Kultur- und Kongresszentrums. Ohne engagierte Händler indes wäre aus ihrer Sicht auch die schönste Altstadt nicht mit Leben zu füllen. Die wiederum locken in Altötting mit einer City-Card mehr Kunden ins Zentrum.

 

Handel in der Innenstadt und große Fachmärkte müssen sich nicht ausschließen. Das führten Bernhard Pirzer, Inhaber des Modehauses Frühauf und Bürgermeister Alexander Dorr aus Freystadt im Landkreis Neumarkt, vor Augen. Entscheidend ist nach Meinung Dorrs in seiner Kommune die geringe Entfernung zwischen Fachmärkten und Ortskern. In Freystadt befänden sich gleich mehrere große Fachgeschäfte direkt am Marktplatz. Er würde sich für seine sanierte Innenstadt indes noch mehr gastronomische Betriebe wünschen.

 

Bürger mitnehmen

 

Von der Sanierung des Ortskerns habe auch Hemau im Landkreis Regensburg enorm profitiert, so Bürgermeister Johann Pollinger. Nach der Ansiedlung eines Fachmarkzentrums am Ortsrand, das er für seine Bürger nicht missen möchte, sei die Aufwertung des Zentrums dringend notwendig gewesen. Der Sanierung ging ein langer Beteiligungsprozess voraus, der die Bürger mitnahm, zum Beispiel beim Probesitzen auf verschiedenen Sitzbankvarianten oder bei der Gestaltung des Stadtplatzes. Begleitet wurde der Stadtumbau in Hemau von einer Marketingkampagne, wie Kommunikationsexperte Jochen Meyer berichtete. Während der Bauzeit wurde den Kunden ein grüner Teppich als Wegweiser durch die Baustelle ausgerollt. Darüber hinaus gab es Baustellenfeste. Unternehmer Martin Höllriegel, hat all das in den Ortskern gelockt. Er hat im Zentrum eine alte Immobilie saniert. Bei der Städtebauförderung sind aus seiner Sicht nicht nur Investitionen in öffentliche Gebäude und Plätze von Nöten. Auch Einzelvorhaben von privatwirtschaftlichen Investoren seien erforderlich, „denn kein Unternehmer will eine negative Rendite erzielen“.

 

[i]BU: Bürgermeister Johann Pollinger (Mitte), Kommunikationsexperte Jochen Meyer (r.) und Unternehmer Martin Höllriegel (2.v.r.) aus Hemau berichteten beim Werkstattgespräch in der IHK, wie die Tangrintel-Stadt ihren Ortskern sanierte. Dr. Matthias Segerer, IHK (l.) du Dr. Hubert Schmid, Regierung der Oberpfalz moderierten die Praxisgespräche[/i]

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